Selbstwirksamkeit – Ich und „der Andere“
Wenn Kinder Pferden begegnen werden Freundschaften geknüpft und ganz nebenbei beginnen sie sich selbst im „Gespräch“ mit dem anderen Wesen zu erfahren und sich mit den Augen des Pferdes zu betrachten. Kommst Du mit mir? Trägst Du mich durch Abenteuer? Machst Du was ich möchte? Was möchtest Du eigentlich? Wie kann ich mich um Dich kümmern? Es entsteht ein Raum in dem Kinder sich ihrer selbst im Kontakt mit dem Anderen bewusst werden. Selbstbewusstsein nicht als bloße Durchsetzungskraft sondern als Bewusstsein für mich selbst und meine eigenen Fähigkeiten, meine Stärken und Schwächen und meiner mir eigenen Energie. In der körperlichen Kommunikation mit dem Pferd und seiner Reaktion auf die von mir gesendete Energie können Kinder Selbstwirksamkeit erleben. Das Pferd ist hier unvoreingenommener, im Hier und Jetzt lebender, verzeihlicher und ehrliches Feedback gebender Partner. Und es gibt nichts Schöneres als wenn sich ein so großes und scheinbar unabhängiges Wesen wie ein Pferd entscheidet, einem freiwillig und ohne fesselnde Hilfsmittel zu folgen. Das sind Erfahrungen, die auch im Alltag tragen und Kindern zeigen, dass sie so wie sie sind genau richtig sind.
Gemeinsames Lernen – Natur erfahren, handelnd lernen
Das Leben und Lernen mit dem Pferd findet in der Natur statt, nicht nur weil Pferde zumeist draußen sind. Das Pferd ist schlicht und einfach ein Naturwesen. Es braucht Licht, Luft, Bewegung, gutes artgerechtes Futter und andere Pferde zum gesund und glücklich sein. Eigentlich genau wie wir Menschen.
Mit artgerecht gehaltenen Pferden können Kinder Natur erleben und verstehen. Und dabei viel über die Natur des Pferdes erfahren und Fragen stellen: Warum hat das Pferd seine Augen seitlich am Kopf? Warum finden Pferde eine Plastiktüte gruselig? Wozu braucht das Pferd Führung? Wieso fressen Pferde fast den ganzen Tag? Und warum darf ein Pferd nie ohne andere Pferde sein? Wie sehen Pferdefreundschaften aus?
Und das Pferd lädt uns ganz von selbst und nebenbei ein mit ihm etwas zu tun, uns handelnd zu erfahren und von seiner Natur zu lernen.
artGERECHTigkeit – Grenzen erfahren und selber setzen
Ich lege Wert darauf, dass Kinder das Wesen Pferd und seine Bedürfnisse kennenlernen und auch beachten. Die eingesetzten Ponies werden pferdeGERECHT gehalten, denn nur so entfaltet sich das volle Potenzial des Kontakts. Artgerecht gehaltene Pferde sind ausgeglichene, verlässliche Partner. Sie kommunizieren klar und wollen gerne mit dem Menschen in Kontakt kommen und mit ihm Zeit verbringen. Zum Unterricht gehört bei mir deshalb, neben dem Reiten, arbeiten am Seil oder der freien Arbeit mit dem Pferd, immer auch die Versorgung des Pferdes, wie putzen oder füttern und theoretische Inhalte wie die Biologie und das Verhalten des Pferdes (meist entstehen bei der Versorgung des Pferdes ganz von allein viele, viele Fragen). In diesem Raum kann auch das Kind seine Bedürfnisse und Grenzen erfahren, beachten lernen, in diesen beachtet werden und auch mal mutig Grenzen überwinden.
Viel Spaß – Pferde spielend erleben
Mein Unterricht orientiert sich an den Möglichkeiten des Schülers und des eingesetzten Ponies. Nichts muss, alles kann. Es gibt kein eintöniges Abteilungsreiten oder immer gleiche Übungen. Wir probieren und spielen immer mal wieder andere Dingen. Ein Tag steht vielleicht das Pferdeflüstern, die freie Arbeit ohne Halfter und Strick, mit dem Pferd im Vordergrund, beim nächsten Mal geht es darum genau so locker wie Pippi Langstrumpf auf ihrem kleine Onkel auf dem Pony zu sitzen und das nächste Mal lernen wir, wie mit einem Pferd am Seil gemeinsam Hindernisse überwunden werden können. Und wenn die Sonne an einem Tag besonders für uns lacht, packen wir Kekse und Tee in die Packtaschen am Sattel und unternehmen vielleicht einen kleinen Ausflug miteinander.
Und am Ende soll die Stallluft genau so duften: nach der großen Freiheit. Nach zerrissenen, dreckigen Hosen, strubbeligen Haaren, Dreck unter den Fingernägeln, Stockbrot am Lagerfeuer, Nächten im Heu, wildem Galopp über Stoppelfelder, nach Vogelzwitschern am Morgen und nach kühler Brise und zufriedenem Schnauben und Kauen der Pferde am Abend.