Ein ziemlich unspektakuläres Bild, für mich aber Zeugnis einer der schönsten Reitmomente der letzten Jahre. Amy hat bisher auf dem Rücken viel eher ertragen als getragen. Unsere Verbindung riss meist in dem Moment ab, wenn ich auf ihr war. Sie ist geflüchtet, gerannt, der Stresslevel war schon beim satteln meist recht hoch. Es gab natürlich immer kleine Lichtblicke bei günstigem Westwind, nur linksdrehenden Haferkulturen, die Zeit hat etwas gebracht aber so richtig schön wurde es nie. Jegliche Desensibilisierung, einfach vollkommen sinn- und wirkungslos bis eher kontraproduktiv. Ich wollte nie, dass sie einfach nur still hält, es sollte sich doch vor allem auch gut anfühlen für uns Beide.
Reiten auf Amy? Mir hat das schlicht meist keinen Spaß gemacht, ihr noch viel weniger. Ich habe mir oft die Frage gestellt, ob es leichter wäre, sie einfach nicht zu reiten? Von unten ist sie doch großartig! Wieso also auf ihr reiten? Ob Pferde überhaupt geritten werden wollen? Eine kleine, interessante Schaffenskrise.
Aber nun zu diesem Bild. Amy ist auf unseren Runden immer als Handpferd mit dabei. Auf diesem Bild bin ich einfach mal, weil ich mir dachte es wäre eigentlich ganz schön, von Bosse auf Amy rüber gerutscht. Und Amy trug mich im wahrsten Sinne des Wortes. Sie ist superduper rund und bei ihren sehr fließenden, energischen Bewegungen kann es einen ohne Sattel mal nach hier und da verschlagen. Amy hat mich balanciert und mich immer wieder gefunden. Sich angepasst, nach mir gehorcht, ist in Verbindung geblieben. Als ich dann abstieg hat sie mich fast triumphal angeschaut als würde sie sagen wollen, hast Du das gesehen? Oder eher, hast Du das gefühlt? Ja, hab ich. Danke meine kleine Kanonenkugel!
Amy hat mir gezeigt, was es heißt wirklich getragen zu werden, etwas das so selbstverständlich ist im Sprachgebrauch von uns Reitern. Es wird so viel über die biomechanischen Gesichtspunkte des Tragens gesprochen, dabei ist es so wichtig auch die Frage stellen, ob mein Pferd mich auch mental wirklich trägt oder nur mitschleppt und erträgt.
„Zwei Geister müssen wollen, was zwei Körper können.“ (Bent Branderup)
Worte die mich schon seit Jahren begleiten, doch jetzt noch einen so viel tieferen Sinn bekommen haben. Und am Ende fängt das WOLLEN und KÖNNEN auch in der Reitkunst eben auch damit an, ob mich das Pferd überhaupt auf seinem Rücken tragen will und ja auch kann. Und die Kunst besteht vielmehr darin, dieses Ja zu bekommen und nicht in der Piaffe. Und ganz am Ende wäre die Menschenwelt, würden wir dem Ja mehr Beachtung schenken als so mancher spektakulären Darbietung Bewunderung, für so manches Pferd viel erträglicher. Und für die Menschen auch, denn es ist so wunderschön von jemand anderem im wahrsten Sinne des Wortes durch diese Welt oder in meinem Fall durch den Wald getragen zu werden, da kann mich die Piaffe echt mal. 😜
- Nach der Arbeit und so…
- PRÄSENT SEIN. PFERBUNDEN WERDEN. 💙